„Eine Schande“: Ticket-Wucher in der Champions League erzürnt Aston-Villa-Fans
Die Fans des englischen Traditionsklubs Aston Villa sind entsetzt. Eigentlich war die Euphorie nach dem Einzug in die Champions League riesig. Unter Trainer Unai Emery spielte sich der Verein aus dem Birminghamer Stadtteil Aston in der abgelaufenen Saison in einen Rausch. Erstmals seit der Saison 1982/83 sind die „Villans“ im großen Konzert der europäischen Elite (damals noch Europapokal der Landesmeister genannt) dabei. Doch jetzt, kurz nach der Terminierung aller acht Spiele im neuen Modus, ist klar, was die Fans für den Eintritt zu ihren vier Heimspielen im Villa-Park in der Königsklasse zahlen müssen – und das hat es in sich.
Während der Ligaphase liegt die Preisspanne beim günstigsten Champions-League-Ticket zwischen umgerechnet 101 Euro (gegen den FC Bayern München) und 115 Euro (gegen Celtic Glasgow). Für identische Plätze werden Besitzer einer Dauerkarte ermäßigt mit 83 Euro bis 97 Euro zur Kasse gebeten. Verglichen mit regulären Premier-League-Eintrittskarten sind die Ticketpreise um fast 60 Prozent erhöht worden.
Horrende Ticketpreise „eine Schande“
Der Aufschrei aus den eigenen Reihen ist entsprechend riesig. Im Internet machen Fans des Königsklassen-Siegers von 1982 ihrem Ärger Luft. Sie werfen ihrem Verein eine „schändliche Preispolitik“ vor und bezichtigen die Vereinsführung, den Bezug zur Realität verloren zu haben. Der Tenor: Wer fordert, dass die Leidenschaft im englischen Fußball erhalten bleibt, habe dafür Sorge zu tragen, dass Leute mit einem relativ normalen Einkommensniveau Tickets bezahlen können.
Der Aston Villa Supporters‘ Trust (AVST), eine der zentralen Fangruppierungen des Klubs, verweist auf Gespräche mit Verantwortlichen, in denen man darum gebeten habe, die Ticketpreise nicht über das Niveau der Kategorie A (66 bis 110 Euro) zu setzen. Dementsprechend erbost liest sich das Statement der Vereinigung: „Loyale Villa-Fans, die seit 40 Jahren darauf warten, diese bedeutsame Saison zu feiern, werden auf Kosten der öffentlich bekannten Einnahmeziele des Vereins bestraft und ausgenutzt.“
Die englische Tageszeitung The Guardian vermutet, Aston Villa habe keine andere Option gehabt, als die Preise drastisch anzuheben. Grund dafür sei die strikte Einhaltung der Finanzstatuten der Premier League. Es sei wahrscheinlich, dass der Verein die Situation in Zukunft überprüft und gegebenenfalls Änderungen vornimmt.
Preisspanne bei Tickets deutscher Vereinen deutlich größer
Ein Blick auf die Preise der deutschen Vertreter zeigt, dass Fans hierzulande weitaus günstiger an Tickets kommen können. Bei Bayern München, dem VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen sind die Kartenpreise für die vier Spiele im neuen Champions League-Modus öffentlich einsehbar.
Der deutsche Rekordmeister nimmt 19 Euro für ein Ticket der Kategorie 5 (Stehplatz) und maximal 100 Euro für ein Ticket der Kategorie 1. Ausnahme hierbei: das Topspiel gegen Paris Saint-Germain mit 120 Euro. Der VfB Stuttgart lässt sich seine erste Champions League-Teilnahme nach 15 Jahren im Stehbereich ebenfalls 19 Euro kosten. Der günstigste Sitzplatz liegt bei 55 Euro, der teuerste bei 125 Euro. Nicht ganz so tief müssen Bayer Leverkusen-Anhänger in die Tasche greifen. Von 16 Euro in der Kurve bis zu einem Maximum von 77 Euro in der höchsten Preiskategorie ruft der deutsche Meister auf.
Weniger ersichtlich ist die Preispolitik in Sachsen: Zum einen schnürt RB Leipzig schnürt ein Paket für alle vier Spiele der Champions League, das Fans erstehen können. Rechnet man den Preis des Bundles auf ein Spiel herunter, sind somit 18,50 Euro für Stehplätze bis 97 Euro für den Sitzplatz in der teuersten Kategorie fällig. Je nach Verfügbarkeit gehen die Einzeltickets im Anschluss in den Vorverkauf. Hier ist eine Einzelspiel-Preisliste für Dauerkarten-Inhaber (inklusive 15%-Rabatt) online, über die sich der reguläre Vollzahlerpreis errechnen lässt. Gegen die Topteams aus Liverpool und Turin reicht die Spanne dabei von 19 bis 120 Euro. Günstiger wird es wenn Aston Villa und Sporting Lissabon nach Leipzig kommen (17,75 bis 73,50 Euro).
Bei Borussia Dortmund ist eine separate Preisliste der europäischen Spiele nicht ersichtlich.
UEFA-Obergrenze soll dem Wucher bei Gästetickets Einhalt gebieten
Teure Tickets auf internationalem Parkett sind besonders Auswärtsfahrern in der Vergangenheit mehrfach übel aufgestoßen. So protestierten BVB-Fans beim Aufeinandertreffen mit Paris Saint-Germain in Paris gegen die 70 Euro teuren Karten. „Eure Gier ist grenzenlos“ war groß auf einem Banner im Auswärtsblock des Prinzenparks zu lesen.
Ein Thema, das auch der UEFA zunehmend ein Dorn im Auge ist. Vor wenigen Tagen verkündete der europäische Dachverband eine einheitliche Obergrenze von 60 Euro für ein Gäste-Ticket in der Champions League. In der Saison 25/26 soll sich der Preis immerhin noch mal auf 50 Euro reduzieren. „Die heutige Entscheidung ist ein weiterer wichtiger Schritt, um das Engagement der UEFA zu bekräftigen, das Spieltagserlebnis für alle Fans zu verbessern“, wird UEFA-Präsident Aleksander Čeferin in einer UEFA-Mitteilung zitiert.
Auch Europa League und Conference League wurden von gedeckelten Preisen für Gäste bedacht. Schrittweise wurde in der Europa League das Maximum von 45 Euro auf 40 Euro reduziert. Im nächsten Jahr dürfen Gäste-Tickets dann höchstens 35 Euro kosten. Die Conference League ist seit dieser Saison für Auswärtsfahrer für 20 Euro (vorher 35 Euro) live im Stadion zu verfolgen.