Aus Everns Dorfführungen werden Thementouren
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Heiko Gnoth (links) und Siegbert Voges erzählen auch etwas über die St.-Georg-Kapelle.
© Quelle: Susanne Hanke
Evern. Mit der „Tour de Eberen“ hatten Siegbert Voges und Heiko Gnoth vor zwei Jahren zum 900-jährigen Bestehen des Dorfes Evern sozusagen selbst (lebendige) Geschichte geschrieben. Bei ihren historischen Dorfführungen boten sie in mittelalterlichen Kostümen gut recherchierte Erzählungen über den Ort, aber auch über Mythen, Morde und Märchen dar. Mit dem jüngsten Rundgang war das Dutzend voll – und gleichzeitig war es auch der letzte. „Es sei denn, Gruppen melden sich und buchen eine Tour“, sagt Voges. Künftig will der 63-Jährige mit seinem 48-jährigen Mitstreiter spezielle, einstündige Touren zu bestimmten Themen anbieten. Bis zum Herbst wollen die Hobbyhistoriker entsprechende Führungen ausgearbeitet haben.
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Trotz kühlem Wetter lauschen rund 20 Besucher den historischen Ausführungen von Siegbert Voges (links, mit Kostüm) und Heiko Gnoth.
© Quelle: Susanne Hanke
Bei seiner letzen Tour hatte es sich das geschichtsinteressierte Duo nicht nehmen lassen, seine „Tour de Eberen“ in den Ortsgrenzen kurz nach dem großen Brand von 1825 noch einmal stilecht mit Kappe, Tunika und Holzpantinen zu begleiten. Insgesamt wurde an 19 Stationen halt gemacht, der Weg begann an der St.Georg-Kapelle und endete am ehemaligen Backhaus. Trotz der kühlen Temperaturen und teils Regen wollten sich rund 20 Teilnehmer die ihnen meist unbekannten Geschichten nicht entgehen lassen. Einmal seien sogar fünf Amerikaner aus Illinois auf den Spuren ihrer um 1900 ausgewanderten Vorfahren bei einer historischen Führung dabei gewesen, erinnerte sich Voges.
Pferd trug toten Reiter bis zur Kapelle
Zu den legendären Erzählungen gehört jene über den Reiter von Evern, der in der Schlacht von Sievershausen 1553 getötet, von seinem Pferd aber noch bis Evern getragen und an der Kapelle abgeworfen wurde. Aber auch, dass der Feuerwehrplatz 1898 als Güterumschlagplatz mit Ladegleis der Straßenbahnen noch eine große wirtschaftliche Bedeutung besaß, erfuhren die Dorfspaziergänger. Denn mittlerweile haben Voges und der gebürtige Everner Gnoth eine sehr umfangreiche Bibliothek über die Region. So recherchierten sie, dass es auf dem höchsten Punkt des Altmoränenzuges früher ein Freigericht gab, Thie genannt, und der alte Name deshalb „Am Thie Berge“ hieß.
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1898 besaß der Feuerwehrplatz als Güterumschlagplatz mit Ladegleis der Straßenbahnen noch eine große wirtschaftliche Bedeutung.
© Quelle: Susanne Hanke (Repro)
Oder dass die Familie von Saldern, der Evern in alten Zeiten gehörte, dem Dorf am 11. Mai 1117 eine eigene Pfarrkirche stiftete. „Das war damals bei so kleinen Orten ungewöhnlich“, erläutert Voges.
Der verheerende Großbrand 1825 war eine Zäsur. Die typischen reetgedeckten Katen wurden durch großzügige Fachwerkhäuser ersetzt, aus den mittelalterlichen Gassen wurden breite Straßen. Nur die Sackgasse Rethmarsche Straße erinnert noch heute an die frühere enge Bebauung. Dort vermuten die Hobbyhistoriker auch den ursprünglichen Verlauf der Hauptstraße.
Künftig nur noch Thementouren
Demnächst wollen Gnoth und Voges erst einmal nur noch themenbezogene Touren anbieten. Diese setzen Schwerpunkte wie zum Beispiel über alte Bauernhöfe, besondere Persönlichkeiten, über das Militär und den alten Heerweg, über Landwirtschaft und Handwerk bis zur Geologie Everns in der Eiszeit. So soll weiter lebendige Geschichte entstehen.
Wer an einer großen „Tour de Eberen“ interessiert ist, kann sich an Siegbert Voges unter Telefon (05138) 3325 oder E-Mail evern@t-online.de wenden.
Von Susanne Hanke und Oliver Kühn